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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 207

1894 - Dresden : Ehlermann
Neues Deutsches Reich. — § 65. Das Deutsche Reich im Frieden. 207 nur dem Reich, sondern auch deutschem Wesen wiedergewonnen. b) Die Dänenfreunde in Schleswig-Holstein verschwinden bald angesichts der geordneten preussischen Verwaltung. Die Vermählung des kaiserlichen Prinzen, jetzigen Kaisers Wilhelms Ii., mit Auguste Viktoria, der Tochter des Herzogs von Augustenburg, gewann die Herzen auch der Preussen weniger geneigten Gemüter. c) Im polnischen Preussen, wo deutsch - nationalen Bestrebungen polnisch-nationale entgegengesetzt wurden, suchte Fürst Bismarck durch Ankauf polnischer Güter aus Staatsmitteln und Wiederverkauf an Deutsche im einzelnen deutsches Wesen zu befestigen. d) Den welfischen Bestrebungen in Hannover zur Wiederausrichtung eines Sonderkönigreiches wurde mit Ernst und Festigkeit begegnet. Die Rückgabe des eingezogenen ,,Weifenfonds“ an den Herzog von Cumberland, Sohn König Georgs, hat neuerdings viel zur Versöhnung der Gemüter beigetragen. e) Kaiser und Papst. Der 1870 vom vatikanischen Konzil beschlossene Glaubenssatz von der Unfehlbarkeit des Papstes (in Sachen des Glaubens und der Sittenlehre) führte durch Anwendung kirchlicher Zwangsmittel seitens der kirchlichen Oberen (Absetzung der das Dogma nicht billigenden Geistlichen) und Eintreten des Staates für die Gemass-regelten (Einsetzung von Staatspfarrern) zu heftigen Kämpfen. Einführung der Civilehe und Erlass der Maigesetzegebung. Bildung des Altkatholicismus einerseits und der klerikalen Partei des ,,Centrums“ andererseits. Der sogenannte „Kulturkampf“ trennte längere Zeit die päpstlich Gesinnten im Reichstage von der Nationalpartei. Der weisen Mässigung Bismarcks und dem Entgegenkommen des nach dem Tode Pius’ Ix. (1878) auf den heiligen Stuhl gelangten Papstes Leos Xiii. gelangtes, den kirchlichen Frieden mehr und mehr wieder herzustellen und die Gemüter auch der päpstlich Gesinnten für die Einrichtungen des Reiches zu gewinnen. V. Sorge für das Wohl der arbeitenden Klasse. Die Bestrebungen für Besserung der Lage der Arbeiter (s. o. 54, Vii.) beseitigten, obwohl nicht ohne Frucht, die Unzufriedenheit dieser Klasse nicht. Das Missverhältnis zwischen dem Ertrage der Arbeit und dem Genuss aus Kapitalien (der Bedingung ihrer Ertragsfähigkeit), machte sich mit Steigerung des Maschinenbetriebs immer fühlbarer. Die sociale Frage, be-

2. Bilder aus der deutschen Vorgeschichte - S. 47

1918 - Berlin [u.a.] : Ehlermann
47 feste, ein sonmrmntpr zs-Tbein ^va^d- er- Wrmt (X2.6), wobei ungeheure Reichtmer, die Beute vieljhriger Raubzge, iu die Hnde der siegreichen Franken fiel. Die in viele Vlkerschaften zerspaltenen und wenig widerstandsfhigen Slawen konnten den Heeren Karls nicht widerstehen; sie zahlten regelmigen Tribut dem mchtigen Franken-fnige, der sich damit begngte, ohne sie dem frnkischen Reiche einzuverleiben. Zu dessen Schutze bildete Karl eine Militrgrenze, dtejyl jen, einen breiten Streifen Landes, der von der Elbmndung nach Sden bis in die Alpen reichte und sich in schsische, thrin-gische, frnkische und bairische Marken gliederte. In diesen Ge-bieten, die stark befestigt wurden, herrschte kriegerisches Wesen, und ihren Verwaltern, den Markgrafen, war eine besonders groe Machtvollkommenheit verliehen. Schlielich wurde auch gegen die Dnen eine solche Mark errichtet, die bis zur Mer reichte. Das gewaltige Reich, welches mit Ausnahme Britanniens und Spaniens das gesamte romanisch-germanische Abendland umfate und durch die Waffen der Franken und das katholische Christentum zusammengefat und zusammengehalten wurde, rief in den Vlkern die Erinnerung an das Rmische Reich hervor, dessen Segnungen unvergessen waren. Es war nur natrlich, da man erwartete, es auch uerlich wieder aufleben zu sehen. Diese Erwartung ward durch Vorgnge in Rom zur Erfllung gebracht. Der Papst war in den Straen Roms von seinen Gegnern mihandelt und ge-fangen gesetzt worden. Dem Kerker entflohen, suchte er seinen Schutzherrn, den Frankenknig, auf, den er zu Paderborn im Sachsen-lande antraf. Karl versprach, die Sache persnlich zu schlichten, und begab sich selbst nach Rom. Hier fand unter seinem Vorsitze eine Versammlung von Geistlichen und Laien statt, vor welcher der Papst sich der die wider ihn erhobenen Anklagen rechtfertigte; dann wurde Gericht der die Emprer gehalten, die zu strengen Strafen verurteilt wurden. Inzwischen waren die Verhandlungen der die Erneuerung des rmischen Kaiserreichs dem Abschlsse nahe gekommen. Am Weihnachtstage des Jahres^Lm-tniete Karl betend vor einem Altare der Peterskirche; da trat zur berraschung Karls der Papst hervor und setzte ihm eine *u diesem Zwecke cm* - gefertigte Krnne aufs Har;pt: die Anwesenden, darunter die hchsten weltlichen und"geistlichen Wrdentrger, riefen jubelnd aus: Heil dem von Gott gekrnten, groen und friedenbringenden rmischen Imperator, dem erhabenen Karl!" Der Papst aber vollzog mit Handku und Kniebeugung die Huldigung, wie sie seine Vorgnger dem ostrmischen Kaiser dargebracht hatten. Das neue Rmische Kaiserreich frnkischer

3. Bilder aus der Götter- und Heldensage der Griechen, Römer und Deutschen - S. 90

1917 - Berlin [u.a.] : Ehlermann
90 Karl, nach dem du so viel gefragt hast," rief der Franke und sank ohnmchtig zu Boden. Tief erschttert stieg der König von der Mauer herab; nach kurzem Widerstande berlieferte er die Stadt und sich selbst in die Hand des Siegers, der ihn als Gefangenen ins Frankenland sandte. Bei all seiner kriegerischen Ttigkeit vernachlssigte Karl keine seiner brigen Herrscherpflichten. Unablssig durchzog er seine weiten Lande, sah berall nach dem Rechten und sorgte fr Ord- \ nung, und wo er sich zeigte, da gediehen die friedlichen Arbeiten des Volkes und brachten reichen Segen. Auch der Kirche des Franken-reichs gereichte seine sorgliche Ttigkeit zu hohem Vorteil; besonders achtete er darauf, da nur wrdige und fromme Geistliche zu Bi-schfen und Erzbischfen berufen wurden. Als einst der erzbischfliche Stuhl von Kln erledigt war, meldeten sich viele ehrgeizige Bewerber, die nach den groen ueren Vorteilen des Amtes strebten. Karl wollte die Wahl persnlich leiten; er ritt von Aachen nach Kln hinber, einfach wie immer ge-kleidet, so da man ihn fr einen Jger halten konnte. Unweit vor Kln kam er an einem einsamen Kirchlein vorber, von dessen Turm das Glcklein zum Gottesdienste lud. Ter König trat ein und lauschte, tief ergriffen, den einfachen und doch herzenswarmen Worten des Geistlichen, der seines Amtes mit voller Wrde waltete. Nach dem Gottesdienste spendete der König zum Danke einen Goldgulden; aber der bescheidene Priester wies die Gabe als viel zu hoch zurck. Ich will Euch," sprach er, einen anderen Weg zeigen, Eueren Dank abzustatten. Unser Evangelienbuch ist, wie Ihr seht, uerlich schadhaft. Da Ihr Jger seid, knntet Ihr uns das Fell des nchsten Wildes liefern, das Ihr erlegt; daraus kann dann das heilige Buch ein neues Rcklem erhalten." Karl ver-sprach es und ritt seines Weges weiter. In Kln ward er mit allen kniglichen Ehren empfangen. In seine Herberge kamen während der Nacht die Bewerber, machten ihm allerhand Versprechungen und suchten durch groe Geldsummen seine Gunst zu erkaufen. Er nahm die gespendeten Gelder ruhig an, ohne eine Zusage zu geben. Als nun am nchsten Tage die Ratsversammlung stattfand, in der der neue Erzbischof ernannt werden sollte, sprach Karl vom Throne herab: Es sind mir groe Summen berliefert worden, um mich zu bestechen; ich habe sie verwendet, die Schulden des Erzbistums zu bezahlen, soda die Geber sich damit den Dank der Kirche und den Lohn Gottes ver-dient haben. Zum Erzbischof aber ernenne ich den Mann, von dem ich gestern einen einzigen Goldgulden gewonnen habe. Es ist der Priester H i l d e b o l d in der nahen Waldkapelle. Auf, eilt hinaus und fhrt ihn herbei!"

4. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 86

1893 - Dresden : Ehlermann
86 auf dem neuen Markte angesammelt hatte, strömte eine Menge flüchtiger Menschen durch das Spandauer Thor herein, die sich vor den Feinden nach Berlin retteten. Mitleid mit den armen Leuten ergriff das leickt erregbare Volk. Aber schnell wandelte sich dasselbe in Zorn gegen die welche die Feinde in das Land gerufen hatten. Besonders richtete sich der Haß gegen den Bischos von Lebus; und als nun die Nachricht sich verbreitete, der Probst Nikolaus von Bernau, ein Freund des Bischofs sei in der Stadt und zwar ganz in der Nähe, nämlich in der Wohnung des Probstes von Berlin, da wandte sich das Volk dorthin, sprengte die Thür und drang in das Zimmer ein. Vergeblich waren alle Ermahnungen und Warnungen besonnener Männer. Nikolaus ward ergriffen, herausgezerrt und an die Marienkirche geschleppt. Nun war kein Halten mehr, das Volk schlug in blinder Wut auf ihn ein und tötete ihn mit Knütteln und Steinwürfen. ^ Daran hatte man noch nicht genug. Man schleifte Den Leichnam auf den Markt, schleppte Holz zusammen, türmte einen Scheiterhaufen auf und verbrannte den getöteten Probst unter lauten Verwünschungen. Nach anderen Berichten soll er sogar lebendig verbrannt worden sein. Jetzt kehrte den Leuten die Besinnung zurück, und Neue und Furcht hielt alle in banger Erwartung. Die Strafe blieb auch nicht lange aus. 3)er Bruder des Erschlagenen, ein Geistlicher in Eberswalde, bat den Papst um Bestrafung der ruchlosen Frevler. Vergeblich erbot sich der Rat von Berlin, den Bruder des Erschlagenen mit Geld zu versöhnen. Zunächst belegte der Papst die Stadt Berlin aufs neue mit dem Interdikt, das neun ^ahre lang mit aller Strenge durchgeführt wurde. Dann wurde von der Stadt verlangt, daß sie eine schwere Abgabe an den Papst nach 9ioni zahlte und einen Altar in der Marienkirche errichtete, an dem ein eigens dazu angestellter Priester für die Seele des Erschlagenen beten sollte. Zum ewigen Andenken an die Blutthat aber wurde ein steinernes Kreuz an dem Orte aufgestellt, wo diese geschehen war, und eine beständig brennende Lampe darüber gehängt. Die Lampe ist längst erloschen, aber das Kreuz steht noch immer zur Erinnerung an jene schreckliche Zeit. 17. Der falsche Waldemar. Nach R. Schillmann. Bilder ans der Geschichte der märkischen Heimat. Unter dem Markgrafen Ludwig aus dem bayerischen Hause hatte die Mark nur trübe Tage. Zu Kri^g, Brand und hohen Steuern kam noch der Bannfluch des Papstes, der schwer auf dem unglücklichen Lande lastete. Wie sehnte sich da das Volk nach der glücklichen Zeit unter der ruhmreichen Negierung des Markgrafen Waldemar zurück! Seltsamerweise schien sich diese Sehnsucht erfüllen zu wollen, denn

5. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 55

1893 - Dresden : Ehlermann
55 Beim Anbruch des Tages verbargen sich die Flüchtlinge in einer Höhle. So bei Nacht fliehend und am Tage in Höhlen, Wäldern und Kornfeldern sich verbergend, verfolgt von ihren Kerkermeistern, gelangten sie endlich an ein breites Wasser bei der Stadt Mantua, das ihnen den Weg versperrte. Hier verließ der Priester die Frauen, um vom Bischof Adelhard Hilfe zu holen; denn dieser hatte den Rat zur Flucht gegeben. Tage und Nächte verlebten nun die beiden Frauen in Ungeduld und Sorge, zuletzt auch vom Hunger gepeinigt. Endlich kam ein Fischer auf einem Nachen heran, der ein Feuer anzündete und mit den gefangenen Fischen sie sättigte. Kurze Zeit darauf kehrte auch der treue Priester zurück und brachte die frohe Kunde, daß Bischof Adelhard mit einer Schar von Rittern herankomme, um sie in Sicherheit zu bringen. Dies geschah; Adelhard führte die Königin nach Canossa, einer Burg auf hohem Felsen, die seinem Lehnsmanne Atto gehörte. In Canossa empfing nun Adelheid die Boten, welche ihr die Ankunft Ottos meldeten und mit reichen Geschenken zugleich um ihre Liebe für den König warben. Willig versprach die Königin dem mächtigen Fürsten, der sie so plötzlich aus der Tiefe des Elends zu der glänzendsten Stellung emporheben wollte, ihre Hand und eilte ihm entgegen; schon umdrängte sie jetzt eine Menge des Volkes, das sie wieder als Königin begrüßte. Otto erwartete seine Braut in Pavia. Herzliche Liebe ersaßte ihn, als sie in jugendlicher Schönheit ihm entgegentrat. Bald lernte er auch die hohen Tugenden kennen, welche ihren Geist schmückten. Nicht lange nachher wurde unter Jubel und Frohlocken die Hochzeit in Pavia mit großer Pracht gefeiert. I)) Die Schlacht auf dem Lechfclde. Kaum war Otto an der Nordostgrenze seines Reiches angelangt, um die unruhigen Wenden zu bekriegen, so kamen Boten von seinem Bruder, dem Herzog Heinrich von Bayern, und brachten die Kunde: „Siehe, die Ungarn sind da, überfluten die Grenzen des Reiches und wollen mit dir einen Strauß bestehen." Sobald Otto dies vernahm, brach er auf und zog abermals nach dem oberen Deutschland. Die Hauptmasse des ungarischen Heeres hatte sich in der Ebene am Lech in der Nähe der Stadt Augsburg gelagert. Niemals waren die Unholde in so dichten Scharen in das deutsche Land eingefallen, und sie rühmten sich, wenn nicht der Himmel einstürze oder die Erde sie verschlänge, so scheuten sie nichts auf der Welt. Nie hatten sie schlimmer gehaust und größere Greuel verübt. Auch die Stadt Augsburg bedrängten sie hart, doch diese wurde von dem frommen Bischof Ulrich so lange verteidigt, bis Otto Hilfe brachte. Das Heer Ottos hatte sich, während es nach Süden zog, durch den Zuzug zahlreicher Streiter vermehrt, aber seine Zahl reichte an die Menge

6. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 57

1893 - Dresden : Ehlermann
57 welche die Ungarn gemacht hatten, befreite. Fortan wagten es jene räuberischen Scharen nicht mehr, in das deutsche Land einzubrechen. Erst am Abenb des blutigen Tages sammelten sich die Deutschen wieber. Manch wackrer Mann fehlte in ihren Reihen. Keinen aber beweinte das beutfche Volk mehr als den eblen Konrad, der als das kostbarste Opfer des ruhmreichen Kampfes gefallen war. Noch einmal, wie in der Frühe des Tages, hatte er sich in den Streit gestürzt, mit Helden-mut gekämpft und die fliehenben Feinde verfolgt. Aber als er, erschöpft von der Arbeit des Streites und der gtiihenben Hitze der Augustsonne, die Helmbänber lüftete, um aufzuatmen, traf ihn ein Pfeil in die Gurgel. So war sein Wunsch erfüllt; für König und Vaterland war er den Tod des Helden gestorben, schwere Schulb hatte er mit dem höchsten Preise gesühnt. 8. Karl der Große. Nach A. W. Grube. Charakterbilder aus der Geschichte und Sage. 1. Karl wird römischer Kaiser. Der Papst Hadrian, dem Kart im Kampfe gegen die Sangobarben so treue Dienste geleistet hatte, war gestorben. Ihm folgte Leo Iii. Als dieser nach alter Sitte am St. Georgentage des Jahres 799 in feierlicher Prozession nach der St. Lorenzkirche Zog, wurde er plötzlich von einem Haufen Übelgesinnter überfallen, vom Pferde gerissen und gemißhandelt. Nur mit genauer Not wurde er von dem herbeikommenden Herzog von Spoleto gerettet. Da wandte sich Leo an den mächtigen Frankenkönig und begab sich selbst mit einem großen Gefolge nach Paderborn, wo Karl gerade sein Hoflager hielt. Der König empfing nach feiner frommen Weise den heiligen Vater mit aller Ehrerbietung und versprach ihm, bald selbst nach Rom zu kommen, um die Frevler zu bestrafen. Dann ließ er den Papst aufs feierlichste nach Rom zurückgeleiten. Gegen Ende des Jahres kam Karl seinem Versprechen gemäß selbst nach Rom und hielt Gericht, boch auf Fürbitte des Papstes mit großer Milbe. Die Ruhe warb balb wieber hergestellt, und ungestört konnte man jetzt das Weihnachtsfest feiern, mit welchem zu jener Zeit das neue Jahr und diesmal noch dazu ein neues Jahrhundert anfing. Die Anwesenheit des vielgerühmten Frankenkönigs und der vielen Großen des Reiches erhöhte den Glanz des Festes und zog eine unbeschreibliche Menschenmenge in die St. Peterskirche zu Rom. Angethan mit einem Purpurmantel kniete Karl an den Stufen des Hochaltars nieder, um sein Gebet zu verrichten. Als er nun wieder aufstehen und sich entfernen wollte, siehe, da nahte sich ihm der Papst von vielen hohen Geistlichen begleitet, mit einer Krone in der Hand. Diese setzte er dem Franken-

7. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 9

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
Ii. Otto der Erste, der Große. 9 B. Die Jncuordnung des Deutschen Reiches. Seinen Sieg über die ihm widerstrebenden Kräfte benutzte Otto zu einer Umgestaltung der Reichsverfassung, die für länger als ein Jahrhundert sich bewähren sollte. Das Herzogtum blieb zwar bestehen, aber es verlor seine Bedeutung als Vertretung des Stammes dem Könige gegenüber; in Zukunft waren die Herzöge nichts anderes als die höchsten Verwaltungsbeamten des Königs, die von dessen Willen abhängig waren. Gegen ihre Untreue suchte er sich dadurch zu sichern, daß er sie aus dem nächsten Kreise seiner Verwandten und Freunde wählte. Die Herzogswürde kam in Baiern an seinen Bruder Heinrich, in Schwaben an seinen jungen Sohn Ludolf, die beide in die Herzogshäuser dieser Länder geheiratet hatten; die Regierung Lothringens wurde seinem Schwiegersöhne, dem tapferen fränkischen Grafen Konrad dem Roten, übertragen; in Sachsen waltete an Herzogs Statt Ottos treuester Freund Hermann Billung, und in Franken behielt der König die Herzogsgewalt sich selbst vor. Das ganze Reich zerfiel in Verwaltungsbezirke, Gaue, an deren Spitze Grafen standen. Bisher war es üblich gewesen, die Grafen aus den vornehmsten und reichsten Adelsfamilien ihres Gaues zu wählen; Otto übertrug dies Amt auch häufig an kirchliche Würdenträger, an Bischöfe und Äbte, die dadurch an Macht und Reichtum wuchsen. Überhaupt zog Otto die Kirche in den Dienst der Königsmacht; die Erzbischöfe und Bischöfe standen nicht unter, sondern neben den Herzögen und erhielten durch große Landschenkungen und Verleihung neuer Rechte eine wahrhaft fürstliche Stellung; sie wurden durch freie Wahl Ottos, dem sie Treue zu geloben hatten, in ihr Amt berufen.. An ihre Spitze stellte der König seinen trefflichen Bruder Bruno, den er zum Erzbischof von Köln erhob. Und da die Geistlichen häufig eine höhere Bildung genossen hatten, wählte Otto aus ihnen seine Geheimschreiber, Ratgeber und Gesandten; in einer von Bruno geleiteten Hofschule wurden die fähigsten jungen Geistlichen für ihren weltlichen und kirchlichen Beruf ausgebildet, und nachdem sie einige Jahre von Otto zu Regierungsgeschäften verwendet worden waren, in ein erledigtes geistliches Amt befördert, wobei er sorgfältig auf Würdigkeit und Tüchtigkeit achtete. Unaufhörlich war Otto beschäftigt, sein weites Reich zu durchziehen; in feinen Pfalzen, in Bischofssitzen und Klöstern hielt er Hof, und besonders in den kirchlichen Festzeiten war er der Mittelpunkt eines reichen, glänzenden Lebens. Nicht nur die

8. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 19

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
Iii. Heinrich der Vierte. 19 sie die Mönche zur strengsten Beobachtung ihrer Gelübde und zu unbedingtem Gehorsam gegen ihre geistlichen Oberen anhielt. Dann aber hatte man auch eine Reform der Weltgeiftlichkeit durchzuführen gesucht; man nahm vor allem Anstoß an dem sittenlosen Leben der Geistlichen und an dem Kaufe und Verkaufe geistlicher Stellen (Simonie), der damals ganz offen getrieben wurde. Während nun der auch von Cluny gepredigte Gottesfriede, der von Mittwoch abends bis Montag früh alle Fehden verbot, großen Anklang fand, konnten die übrigen Reformen nicht durchgesetzt werden, solange in Rom, dem Mittelpunkte der abendländischen Christenheit, beide Laster schamlos geübt wurden und das von beiden befleckte Papsttum alles Ansehen und alle Achtung verloren hatte. Nur der Kaiser hatte die Macht, hier einzuschreiten, und Heinrich erklärte sich dazu bereit. Auf der Synode zu Sutri nördlich von Rom (1046), die unter seinem Vorsitz 1046 stattsand, wurden drei sich bekämpsende Päpste abgesetzt, und Heinrich, dem die Römer das Vorschlagsrecht für die Papstwahl eingeräumt hatten, ernannte einen frommen deutschen Bischof zum Papst. Noch dreimal wurde auf solche Weise ein deutscher Bischof auf den Stuhl Petri gesetzt, und so gelang es nicht nur, die Reform in Rom selbst durchzuführen, sondern auch durch Roms Einfluß ihr im ganzen Abendlande zum Siege zu verhelfen. Damit hatte Heinrich den Höhepunkt seiner Regierung erreicht, von nun an glückte ihm nicht alles, was er erstrebte. Ungarn fiel ab und konnte nicht wieder zur Abhängigkeit gezwungen werden; bei weltlichen und geistlichen Fürsten Deutschlands trat ein Gegensatz zur Königsmacht immer mehr hervor. Bei längerem Leben wäre Heinrich vermutlich dieser Schwierigkeiten Herr geworden. Sein plötzlicher Tod in noch jungen Jahren (1056) war ein unermeßlich schwerer Schlag für Deutschland; denn die gebietende Stellung, die er und sein Vater dem deutschen Königtum erworben hatten, konnte nicht aufrecht erhalten werden. ü. fiemrtcbs des Vierten ^fugend. Sein Nachfolger Heinrich Iv. (1056—1106) war ein sechsjähriger Knabe, für den seine Mutter Agnes, unterstützt von deutschen Bischöfen, die Regentschaft führte. Die reichen Anlagen des jungen Königs wurden durch eine sorgfältige Erziehung gefördert, aber sein Charakter litt unter den häßlichen Ränken und Gewalttaten, mit denen die Großen des Reiches sich Einfluß auf die Regierung zu sichern suchten und denen gegenüber die Regentin machtlos war. Fortwährende Eifersüchteleien und unbestraft bleibende Übergriffe der Fürsten schwächten das Ansehen 2*

9. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 24

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
24 Iii. Heinrich der.vierte. Furchtbar war der Sturz von der Höhe, aber Heinrich verlor den Mut nicht. Durch Unterhandlungen erlangte er, daß die deutschen Fürsten, die schon einen Nachfolger für ihn wählen wollten, ihm noch ein Jahr Frist bewilligten; dann aber sollte er sich vor ihnen und dem Papste rechtfertigen. In dem richtigen Gefühl, daß es für ihn vor allem gelte, sich die Mme Dentsch-lalds_^erhatten, enuchlm^M.^Heinrich zur Lemütigung vor dein^Mame. Er vollzog sie, nachdem er mitten im Winter unter schweren Gefahren die burgundischen Alpen überstiegen hatte, denn die deutschen Alpenpässe hatten ihm die feindlichen Herzöge verlegt, im Schloßhofe zu Canossa, einem Schlosse der Markgräsin Mathilde von Tuscien, wo er drei Tage Buße leistete, ' ehe er vom Papste Freisprechung vom Banne erhielt (1077). Nach 'Deutschland zurückgekehrt, wollte Heinrich die Herzöge zum Gehorsam zwingen; sie aber, im Bewußtsein ihrer Schuld und aus Furcht vor der Rache ihres beleidigten Königs, erklärten ihn für abgesetzt und wählten Herzog Rudolf von Schwaben zum Gegenkönig. Und nun begann ein Bürgerkrieg, in dem Heinrich unermüdlich, wenn auch nicht immer siegreich, für fein Kronrecht mit dem Schwerte eintrat. Papst Gregor enthielt sich scheinbar der Parteinahme; endlich warf er die Maske ab und erkannte Rudolf als rechtmäßigen König an, wobei er von neuem den Bann über Heinrich aussprach. Aber damit hatte er nicht den früheren Erfolg, zumal Rudolf einer schweren Verwundung, die das Volk als Gottesurteil auffaßte, erlag (1080). Nun war für Heinrich die Zeit gekommen, mit seinem großen Gegner abzurechnen. In Deutschland ließ er als seinen Stellvertreter seinen Schwiegersohn, den jungen Friedrich von Staufen, dem er das erledigte Herzogtum Schwaben übertrug. Er selbst fand in Italien eine begeisterte Aufnahme durch die weltlichen und geistlichen Großen, welche unter der Herrschsucht Gregors gelitten hatten. An dessen Stelle ward ein neuer Papst gewählt, und mit ihm zog Heinrich nach langem Kampfe in Rom ein, wo feine feierliche Krönung stattfand (1084). Gregor verteidigte sich mit seinen Getreuen in der Engelsburg, bis sein Vasall, der Normannenherzog Robert Guiscard, zu seiner Hilfe herankam, vor dem Heinrich sich zurückziehen mußte. Aber die Normannen riefen bei der Plünderung Roms einen furchtbaren Brand hervor, durch den die herrlichen Kunstwerke aus der Kaiferzeit, die so manche Eroberung und Plünderung überstanden hatten, in Schutt und Asche gelegt wurden. Die Erbitterung der Römer zwang den Papst, sich den abziehenden Normannen anzuschließen, er folgte ihnen nach Salerno und

10. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 22

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
22 Iii. Heinrich der Vierte. über die Sachsen den Sieg bei Hohenburg an der Unstrut (1075). Die Führer seiner Gegner, darunter mehrere Bischöfe, wurden in Hast genommen; die Burgen wurden wieder aufgebaut; das Willkürregiment des Königs begann von neuem. So schien Heinrich trotz der erfahrenen schweren Demütigungen nunmehr auf eine Machtstufe gelangt zu sein, die es ihm ermöglichte, alle die Einbußen, welche die Königsmacht seit zwanzig Jahren erlitten hatte, wieder auszugleichen. Da erfolgte das Eingreifen des Papstes, das alle seine stolzen Pläne zunichte machte. v. fictimcb der Vierte und papft Gregor der Siebente. Durch die Tätigkeit der frommen und sittenreinen Päpste, die Heinrich Iii. auf den Stuhl Petri berufen hatte, war das Ansehen des Papsttums wieder hergestellt; auch waren die Reformen überall durchgeführt worden. Aber diese hatten inzwischen eine weitere Ausbildung erfahren: der Kampf gegen die Sitten-losigkeit der Geistlichen hatte sich zur Forderung des Cölibats, des ehelosen Lebens aller Geistlichen, gesteigert, und an den Abscheu vor der Simonie schloß sich die Verwerfung der Laieninvestitur, d. Jfj. die Forderung, daß an der Wahl und Einweihung der Bischöfe die weltliche Gewalt, also der König, ganz unbeteiligt sein sollte. Beide Forderungen waren unbillig; der Cölibat mutete den verheirateten Pfarrern — und diese waren weitaus die Mehrzahl — die Verstoßung ihrer Frauen zu, und die Investitur der Bischöfe, welche doch auch Reichsfürsten waren, nahmen die Könige mit um so größerem Rechte in Anspruch, weil all der große weltliche Besitz der Kirchenfürsten von den Königen stammte. Aber überall waren die Volksmassen für den Cölibat und gegen die Laieninvestitur. Scharen fanatischer Mönche predigten die neuen Lehren und reizten die Massen zu Gewalttaten gegen verheiratete Priester und simonistische Bischöfe auf. Die Seele dieser gesteigerten Reformbewegung war der Mönch Hildebrand. Dieser hatte (1046) einen der abgesetzten Päpste nach Deutschland begleitet, war dann aber über Cluny nach Rom zurückgekehrt, wo er immer mehr Einfluß erlangte und schließlich als Archidiakonus der römischen Kirche unter mehreren Päpsten der Leiter der päpstlichen Politik blieb. Als Simonie erschien ihm der Einfluß des römischen Kaisers auf die Papstwahl, und sowie er die Überzeugung gewonnen hatte, daß die Regentschaft der Kaiserin Agnes auf schwachen Füßen stehe, ging er zum Angriff vor, nachdem er sich in den Normannenherzögen, die damals in Süditalien eine neue Macht begründeten, und in dem Hause der Markgrafen von Tuscien, der Stellvertreter
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